Entstehung und Werdegang

Mitte des 19. Jahrhunderts trat aufgrund der immer häufiger werdenden Brandkatastrophen erstmal der Gedanke des Selbstschutzes bei Gefahren auf. Hilfsmittel, welche von den Gemeinden für die Brandbekämpfung zur Verfügung gestellt wurden, waren äußerst notdürftig und daher in vielen Fällen unzureichend.

Harland und Stattersdorf waren schon damals Industriegebiet. Im Jahr 1873 wurde die einstige Freiwillige Betriebsfeuerwehr der Harlander Coats vom seinerzeitigen Unternehmen Mathias Salcher & Söhne ins Leben gerufen. 1882 entstand auch die Fabriksfeuerwehr Stattersdorf. Beide Feuerwehren wurden von einer Stelle aus (von der Fabriksleitung) unter dem Namen „Vereinigte Feuerwehren Harland-Stattersdorf“ geleitet. Diese Form der Betriebsfeuerwehr wurde bis 21. April 1928 geführt. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Umwandlung in die Freiwillige Feuerwehr Stattersdorf durchgeführt.

Gleichzeitig wurde die gesamte Einrichtung von der Harlander Fabriksleitung übernommen, ausgebaut beziehungsweise ergänzt. Die Ausrüstung bestand unter anderem aus einem Hydrophor (Vorgänger der heutigen Tragkraftspritze) mit dazugehörigem Schlauchmaterial, verschiedenen Löscheimern, Signalhorn, Leitern und dergleichen.

Am 17. März 1930 wurde, mit tatkräftigster Unterstützung der Familie Salzer, die erste Motorspritze (Rosenbauer B 48) sowie ein Pferdewagen samt Schlauchmaterial erworben. Die Motorspritze befindet sich noch heute in unserem Besitz.

Gegen Ende des Jahres 1935 konnte von der Stadtfeuerwehr St. Pölten das erste Motorfahrzeug der Marke Laffly zum Preis von S 1.800,- erworben werden. Die Ausrüstung des Fahrzeugs wurde unter schwierigsten Bedingungen in Eigenaufbringung vervollständigt. Das Fahrzeug blieb bis zu seiner Beschlagnahmung durch die Besatzungsmacht im Jahr 1945 in unserem Besitz.

Wie bereits in den Jahren zuvor, wurde auch 1936 ein Feuerwehrball veranstaltet. Bereits damals wurde der Reingewinn von Veranstaltungen in neue Ausrüstung investiert – im Jahr 1936 beispielsweise in Scheinwerfer für die Autospritze.

Während der Kriegswirren, in denen nicht nur das Feuerwehrhaus erheblich beschädigt wurde, sondern auch ein Großteil der Ausrüstung verschwand, versuchte man, durch Spenden der eigenen Kameraden das Inventar wieder zu vervollständigen. Ab 1947 konnten auch die ersten Veranstaltungen nach dem Krieg wieder abgehalten werden. Im Vergleich zu den heutigen Verhältnissen einige interessante Zahlen: die Musik wurde mit 4 kg Brot, jede:r einzelne Musiker:in mit 30 dkg Fleisch entlohnt. Eine Wurstsemmel kostete S 1,-, ein Striezel oder 1/4 Wein je S 3,-. Zur Verlosung gelangten eine Henne, ein Lamm und ein Herz.

Im Juli 1948 wurde ein UNRRA-Wagen erworben, der in Eigenregie zu einem Feuerwehrauto umgebaut wurde. Die 25-Jahr-Feier der FF Stattersdorf fand 1953 statt.

Durch die Abhaltung von Bällen, Preiskegeln, Feuerwehrfesten, Sommernachtsfesten und dergleichen wurden die nötigen finanziellen Grundlagen geschaffen, um die Ausrüstung zu vervollständigen und im Jahr 1954 eine neue Tragkraftspritze der Marke Rosenbauer R 75 zum Preis von S 19.000,- anzuschaffen. 1957 erfolgte durch den Kauf eines Ford FK 1000 der Einsteig in die moderne Mobilisierung unserer Wehr. Die ersten beiden Atemschutzgeräte PA 37 sowie ein Funkgerät für den Ford, der zwischenzeitlich zum Kleinlöschfahrzeug ausgebaut wurde, kamen 1963 dazu.

Nach jahrelangen Überlegungen wurde im Jänner 1968 der Ankauf eines Tanklöschfahrzeugs realisiert: das neue TLF 1000 Opel Blitz konnte mit Unterstützung der Stadtgemeinde St. Pölten und des Landesfeuerwehrverbandes NÖ angekauft werden.

Bereits ein Jahr später wurde der Ford FK 1000 durch ein neues Kleinlöschfahrzeug der Marke Ford Transit ersetzt – und das gänzlich aus Eigenmitteln. 1968 fand auch die erste Weinkost der FF Stattersdorf statt.

Auch das Feuerwehrhaus war in die Jahre gekommen, weshalb 1972/73 der Bau eines neuen Hauses in der Johann-Klapper-Straße realisiert wurde. 1974 erfolgte die Anschaffung eines neuen Kommandofahrzeugs inklusive kompletter Ausstattung.

1978 – 1982 waren richtungsweisend für die Vervollständigung der Ausrüstung und daher äußerst kostenintensiv. So wurden für Uniformen, Regenbekleidung, Ankauf einer Tragkraftspritze, Ausstattung mit Rufempfängern sowie Aus- und Umbau der Funkalarmierung extrem hohe Investitionen getätigt.

Darüber hinaus erfolgte – zeitgleich mit dem 100-jährigen Bestehen der FF Stattersdorf – 1882 die Gründung der Feuerwehrjugend. Auch diese bedurfte der Ausstattung mit Uniformen, Übungsgeräten und einem Jugendzelt. Bereits einen Monat nach ihrer Gründung bestand die Feuerwehrjugend aus gesamt 15 Jugendlichen. Bei der Mitgliederversammlung 1984 konnten bereits fünf Mann in den Aktivstand übernommen werden. 

Im Frühjahr des Jahres 1991 wurde der erste Maibaum in unserem Ortsteil aufgestellt – gewidmet allen Freunden und Gönnern sowie dem damaligen Kommando unserer Wehr.

1992 wurden wir von unserer belgischen Partnerwehr eingeladen, bei den nationalen belgischen Wettkämpfen in Oudenaarde teilzunehmen.

Nach jahrelangem Warten konnte Ende 1993 endlich das TLF 2000 angeschafft werden. Einer der ersten Einsätze stellte die Personensuche eines vermissten Fahrzeuglenkers dar, der mit seinem Fahrzeug in den Mühlbach gestürzt war. 

1995 erreichte unsere Wehr in Pummersdorf beim Übungsvergleich 1995 den 1. Platz.

Chronik der letzten 30 Jahre

Im Juli 1997 blieb auch unser Einsatzgebiet vom „großen Regen“, der ganz Österreich heimsuchte, nicht verschont und wir waren mehrere Tage lang im Einsatz.

Aufgrund enormer Niederschläge (rund 260 Liter pro m2 binnen weniger Tage) im Jahr 2002 wurden auch Teile unseres Einsatzgebietes völlig überschwemmt. Das Jahrhunderthochwasser forderte auch unsere Wehr – wie damals alle Wehren des gesamten Bezirks – tagelang.

Am 26.09.2004 wurden wir gegen 01:00 Uhr nachts – gemeinsam mit dem gesamten Unterabschnitt – zu einem Brandeinsatz gerufen. Das Bootshaus in Spratzern stand in Vollbrand – erst nach rund 2 Stunden konnte „Brand aus“ gemeldet werden.

Vom 27.08.2005 bis 31.08.2005 fuhren 3 Mitglieder unserer Wehr zu einem Hochwassereinsatz (Auspump- und Aufräumarbeiten) nach Ischgl im Zuge des Katastrophen-Hilfsdienstes.

Der Einsatz am 15.06.2014 mit der Alarmierung „Flugzeugabsturz“ mag für unsere Einsatzkräfte zunächst schockierend geklungen haben, insbesondere aufgrund der Vorstellung eines potenziellen Passagierflugzeugabsturzes. Glücklicherweise stellte sich die tatsächliche Situation als deutlich weniger dramatisch heraus: es handelte sich um den Absturz eines Segelflugzeugs in ein Hausdach, bei dem niemand verletzt wurde.

Am 01.03.2016 begann die Bauphase des neuen Feuerwehrhauses, das im Mai 2017 offiziell eröffnet wurde.

Mehr Informationen zur Entstehung und Sanierungsphase unseres Feuerwehrhauses finden Sie hier.

Am 03. April 2019 ersetzten wir unser TLFA 2000 durch ein HLF3 des Unternehmens Rosenbauer. Das neue Fahrzeug bietet mit seiner modernen Ausstattung und Technik eine erhebliche Verbesserung für unsere Einsätze. Insbesondere die leistungsstarke Pumpe, der erweiterte Geräteraum und die fortschrittlichen Sicherheitssysteme erhöhen die Effizienz und Sicherheit bei der Brandbekämpfung und technischen Hilfeleistung. Mit dem HLF3 sind wir nun noch besser auf die vielfältigen Herausforderungen im Einsatzgeschehen vorbereitet.

Am 10.01.2021 wurde ein neues Kommando gewählt. Nachdem HBI Thomas Spitzer 20 Jahre als Kommandant tätig war, wurde er nunmehr von seinem Bruder, HBI Martin Spitzer sen. abgelöst. Neuer Kommandant-Stellvertreter ist OBI Markus Heinrich, OV Jakob Bruckner wurde als Leiter des Verwaltungsdienstes bestellt.

Nach einer Corona-Pause konnte im Jahr 2021 unsere Weinkost endlich wieder stattfinden. Trotz Pandemie hatten wir viele Einsätze zu bewältigen, außerdem wurden viele Stunden in der Corona Teststraße in St. Pölten geleistet.

Während der intensiven Hochwassereinsätze im September 2024 erlitt bei einer Menschenrettung unser Mannschaftstransport-Fahrzeug (MTF) Opel Vivaro einen Totalschaden, weshalb wir dieses durch ein neues MTFA der Marke VW T6.1 ersetzten.

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